Versprechen

Bevor wir auf das Versprechen bei uns im Stamm eingehen, wollen wir darauf hinweisen, dass jeder Stamm seine eigenen Rituale, Besonderheiten und Geschichten hat. Es gibt keinen allgemeingültigen Versprechens-Ablauf, was bedeutet, dass es eine Vielzahl von wundervollen und spannenden Traditionen weltweit gibt.

Wir würden hier jedoch gerne unsere Traditionen vorstellen, wobei wir natürlich nicht den Anspruch haben, dass die Art und Weise, wie wir das Versprechen zelebrieren, besser ist als die anderer Stämme!

Was ist das Versprechen?

Für uns als Pfadfinder hat das Versprechen einen sehr hohen emotionalen Wert. Es ist eine Zeremonie, bei der ein Pfadfinder in einem feierlichen Rahmen vor seiner Gruppe oder dem Stamm sein Versprechen ablegt. Am ehesten lässt es sich vielleicht mit einem guten Vorsatz fürs neue Jahr erklären:

Die Versprecher überlegen sich vorher, auf welche Stärken sie sich besinnen und welche Schwächen sie sich bewusst machen, um dementsprechend an ihnen arbeiten können. Mit wachsendem Alter steigt der Umfang und ändert sich der Inhalt. Versprechen Wölflinge z. B. gerne, dass sie Pflanzen und Tiere schützen möchten, geht es den Jupfis schon eher darum, fair zu ihren Mit-Grüpplingen zu sein. Pfadis reflektieren häufig, dass sie öfter eigene Ideen in Diskussionen in der Gruppe einbringen möchten, und Rover versprechen, ihre soziale Ader dazu einzusetzen, Streit in der Gruppe zu schlichten und Entscheidungen voranzubringen. Das Leiterversprechen dreht sich um die Rolle als Leiter im Stamm und als Person im Freundeskreis. Ein Versprechen hat allerdings den Anspruch – im Vergleich zu einem Neujahrsvorsatz – dass es eingehalten wird.

Das Versprechen ist also eine intensive Art der Selbstreflexion, welche niedergeschrieben und vor dem Trupp vorgetragen wird. Die Pfadfinderschaft hat großen Respekt vor dem Versprechen und nimmt diese Tradition sehr ernst.

Wie läuft unser Versprechen ab?

Das Leitungsteam macht sich im Lauf eines Jahres Gedanken, welche Kinder ihr Versprechen auf der nächsten Fahrt oder Hütte ablegen könnten. Wenn sie sich entschieden haben, wer bereit und geeignet ist, werden die Kinder gefragt, ob sie ihr Versprechen überhaupt ablegen möchten. Wenn sie zustimmen, haben sie Zeit, sich Gedanken zum Inhalt ihres Versprechens zu machen. Die Leiter und die anderen Kinder stehen dabei immer mit Rat zur Seite, falls der Versprecher es so möchte.

Am Tag des Versprechens haben die Versprecher nochmals Gelegenheit, sich letzte Gedanken zu machen und sich auf die Feierlichkeit einzustellen.

Meistens findet das Versprechen statt, wenn es dunkel wird. Die Gruppe bildet ein Rechteck (Karree), bei dem die Versprecher auf der Stirnseite stehen und die Leiter gegenüber. Es brennen Kerzen und Fackeln, die Banner sind aufgehängt und die Halstücher und Knoten sind auf dem Boden im Karree schön angeordnet. Bei unserem Versprechen werden vor dem „Hauptteil“ noch ein paar Texte vorgelesen: der Abschiedsbrief von B. P., die 10 Pfadfindergesetze und die Geschichte der kleinen Schraube.

In der Zeremonie werden dem Versprecher Halstuch (in der passenden Stufenfarbe) und Knoten von den Leitern angelegt. Die Symbolik hinter dem Tuch und Knoten wird während des Versprechens wie folgt definiert:

- Das Pfadfindertuch soll dich immer an dein Versprechen erinnern.

- Der Knoten ist das Symbol dafür, dass du Mitglied der weltweiten Bruderschaft der Pfadfinder, dieses Stammes und natürlich dieser Gruppe bist. Wir bauen auf deine Mitarbeit.

Wann und wo finden unsere Versprechen statt?

Oft werden Versprechen während des Sommerlagers, auf Hütten oder Haiks abgehalten, weil dann die Gruppe oder der Stamm einige Tage für sich unterwegs ist und sich alle gemeinsam darauf freuen und einstellen können. In der Zeit vor dem Versprechen können somit alle den Alltag hinter sich lassen und die Pfadfinderei leben. Lager und Hütten eignen sich auch deswegen gut, weil man in einer anderen Gegend oder sogar einem anderen Land unterwegs ist. So lassen sich immer wieder neue Orte für ein Versprechen finden. Als Orte werden gerne besonders schöne oder einzigartige Stellen gewählt, die die Wichtigkeit des Versprechens nochmals unterstreichen sollen. Gerne gesuchte Orte sind z. B. Burgruinen, Strände, einsame oder besonders schöne Flecke in der Natur (Berggipfel, Felsen, Höhlen, Stellen mit guter Aussicht ...) oder auffällige Orte, die die Gruppe unterwegs entdeckt hat.

Teile unseres Versprechens:

Die 10 Pfadfindergesetze

  1. Auf die Ehre eines Pfadfinders ist Verlass.
  2. Der Pfadfinder ist treu.
  3. Der Pfadfinder ist hilfsbereit.
  4. Der Pfadfinder ist Freund aller Menschen und Bruder aller Pfadfinder.
  5. Der Pfadfinder ist höflich und ritterlich.
  6. Der Pfadfinder schützt Pflanzen und Tiere.
  7. Der Pfadfinder ist gehorsam.
  8. Der Pfadfinder lacht und pfeift in allen Lebenslagen.
  9. Der Pfadfinder ist fleißig und sparsam.
  10. Der Pfadfinder ist rein in Gedanken, Wort und Tat.

Abschiedsbrief von Robert Baden-Powell

Liebe Pfadfinder!

In dem Theaterstück "Peter Pan", das Ihr vielleicht kennt, ist der Piratenhäuptling stets dabei, seine Totenrede abzufassen, aus Furcht, er könne, wenn seine Todesstunde käme, dazu keine Zeit mehr finden. Mir geht es ganz ähnlich. Ich liege zwar noch nicht im Sterben, aber der Tag ist nicht mehr fern. Darum möchte ich noch ein Abschiedswort an Euch richten. Denkt daran, dass es meine letzte Botschaft an Euch ist, und beherzt sie wohl.

Mein Leben war glücklich, und ich möchte nur wünschen, dass jeder von Euch ebenso glücklich lebt.

Ich glaube, Gott hat uns in diese Welt gestellt, um darin glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Das Glück ist nicht die Folge von Reichtum oder Erfolg im Beruf und noch weniger von Nachsicht gegen sich selbst. Ein wichtiger Schritt zum Glück besteht darin, dass Ihr Euch nützlich erweist und des Lebens froh werdet, wenn Ihr einmal Männer sein werdet.

Das Studium der Natur wird Euch all die Schönheiten und Wunder zeigen, mit denen Gott die Welt ausgestattet hat. Euch zur Freude. Seid zufrieden mit dem, was Euch gegeben ist, und macht davon den bestmöglichen Gebrauch. Trachtet danach, jeder Sache eine gute Seite abzugewinnen.

Das eigentliche Glück aber findet Ihr darin, dass Ihr andere glücklich macht. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.

Wenn dann Euer Leben zu Ende geht, mögt Ihr ruhig sterben im Bewusstsein, Eure Zeit nicht vergeudet, sondern immer Euer Bestes getan zu haben.

Seid in diesem Sinn "allzeit bereit", um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. – Haltet Euch immer an das Pfadfinderversprechen, auch dann, wenn Ihr keine Knaben mehr seid.

Euer Freund

Baden-Powell of Gilwell

Die Geschichte der kleinen Schraube:

Es gab einmal in einem riesigen Schiff eine ganz kleine Schraube, die mit vielen anderen ebenso kleinen Schrauben zwei große Stahlplatten miteinander verband. Diese kleine Schraube fing an, bei der Fahrt mitten im Indischen Ozean etwas lockerer zu werden, und drohte herauszufallen. Da sagten die nächsten Schrauben zu ihr: "Wenn du herausfällst, dann gehen wir auch." Und die Nägel unten am Schiffskörper sagten: "Uns wird es auch zu eng, wir lockern uns auch ein wenig." Als die großen eisernen Rippen das hörten, da riefen sie: "Um Gottes willen bleibt; denn wenn ihr nicht mehr haltet, dann ist es um uns geschehen!"

Und das Gerücht von dem Vorhaben der kleinen Schraube verbreitete sich blitzschnell durch den ganzen riesigen Körper des Schiffes. Es ächzte und erbebte in allen Fugen. Da beschlossen sämtliche Rippen und Platten und Schrauben und auch die kleinsten Nägel, eine gemeinsame Botschaft an die kleine Schraube zu senden, sie möge doch bleiben, denn sonst würde das ganze Schiff bersten und keine von ihnen die Heimat erreichen. Das schmeichelte dem Stolz der kleinen Schraube, dass ihr solch eine ungeheure Bedeutung beigemessen wurde, und sie ließ sagen, sie wolle sitzen bleiben. - Rudyard Kipling -

Ende des Versprechens

Am Ende unseres Versprechens wird ein Versprechenstrunk herumgereicht, den die Leiter zuvor in unserem Stammes-Glasstiefel angemischt haben. Der Versprechenstrunk hat je nach Stufe ein anderes Rezept und eine andere Farbe. Die Farbe entspricht immer der Tuch- und Stufenfarbe der Versprecher; für die Wölflinge ist der Trunk also orange, für die Jungpfadfinder blau, für die Pfadfinder grün und für die Rover rot. Zuerst dürfen die Versprecher von dem Stiefel trinken, danach macht er so lange die Runde, bis er leer ist. Der Versprechenstrunk dient zum Zusammenführen der Gruppe und zur Auflockerung der Stimmung. Um die Zeremonie zu beenden, führen wir in der Gruppe unseren kennzeichnenden Aggi-Schrei durch. Der Aggi-Schrei wird bei uns im Stamm immer zum Abschluss von besonderen Ereignissen oder Fahrten vorgetragen. Falls das Versprechen auf Lagern oder Hütten stattfindet, feiert man den Abend noch zusammen als Gruppe oder sitzt gemütlich beisammen und erzählt sich Geschichten.

Tradition ist es auch, vor allem bei den älteren Stufen, das Versprechenstuch 24h zu tragen, ohne es abzulegen. Dieses inoffizielle Ritual soll das Versprechen festigen und erst dann gültig machen.


Stammesgeschichte

Brief von unserem Gründer Helmut Aue vom 02.01.2008


Sehr geehrte Damen und Herren,


ich schaue immer wieder einmal im Internet unter DPSG Kissing nach. Ich habe die DPSG Kissing gegründet und so ganz verliert sich das Interesse auch nach langer Zeit nicht. Ich heiße Helmut Aue, bin sechzig Jahre alt und habe von 1953 bis 1977 in Kissing gelebt.

Die Darstellung der "Geschichte" des Stammes in Kissing im Internet, stimmt, was die Gründung und die Anfangsjahre anbelangt, großteils nicht mit den tatsächlichen Vorgängen überein. Ich möchte deshalb ich einige "harte" Fakten benennen, deren ich mir sicher bin.


Vorgeschichte

Die DPSG wurde nicht von fünf Jugendlichen gegründet, die Initiative ging von mir aus. Ich war achtzehn Jahre alt, hatte zuvor eine Jungengruppe der DJO, der etwas anachronistischen Jugendorganisation der Sudentendeutschen Landsmannschaft etwa zwei Jahre geleitet. Deren Gruppenraum war der TT-Raum im pfarrheim. Als eifriger Entleiher der Stadtbibliothek Augsburg hatte ich das Buch "pfadfinder" von Baden-Powell und das "Große Lagerbuch" von Walter Scherf in die Hände bekommen. Dadurch und zwei Mitschüler, welche pfadfinder in Hochzoll und Göggingen waren, "fand ich den pfad" zur DPSG.


Gründung

Die erste DPSG-Gruppe bildete sich auf simpelste Weise: Ich stellte auf einer Wiese an der Frühlingstraße, von der aus es noch freies Feld bis Mering gab, eine noch der DJO gehörende Kothe auf, um mit ihr Jungen in der Nachbarschaft aufmerksam zu machen. Diese meist 11- und 12-Jährigen fanden sich bald ein und ich bat sie, ihre Freunde mit zu bringen. Ich kann mich an die Namen einiger Jungpfadfinder "der ersten und zweiten Stunde" erinnern: Robert Mayer, Hansi Böck, Hofbauer, Granitzfelder, Briegelmeier, Dietmeyer, alle im Jungpfadfinderalter.

Nach kurzer Zeit hatte ich auch eine pfadfindergruppe gesammelt. Ich erinnere mich an die Namen Teufelhardt Josef und Georg, Pfister, Engelschall, Veith, Kanzog, Klotzek. Eigentlich war dies eine Clique - viele Fußballer darunter - die sich in der DPSG um einige weitere Jugendliche anreicherte.

Ich irre mich ganz bestimmt nicht, weil ich mangels eigenem TV zuhause bei einem der genannten pfadfinder das Fußball-Endspiel im Juni/Juli 1966 in England anschaute. Ich kann mich nicht genau erinnern, aber diese zweite Gruppe firmierte bald als Rover und deshalb glaube ich, dass zudem eine Pfadfinderstufe vorhanden war.

Wenn man einige Jungen oder Jugendliche gewonnen hatte, wuchsen die Gruppen fast immer bald auf etwa fünfzehn und mehr Mitglieder an.

Ich sprach aber auch fast alle mir über den Weg laufenden Jungen an, fragte sie, ob sie zu dem pfadfindern kommen möchten, womit ich mir bei etwas älteren auch mal Spott einhandelte. Seltsamerweise hatte ich nicht den geringsten Erfolg in Altkissing

Ich muss an dieser Stelle einfügen, dass ich von 1965 - bis 1967 die DPSG geleitet habe, dann meine Leitungsfunktion von einigen Rovern nicht mehr gewünscht wurde. Ich mußte außerdem zur Bundeswehr.

Um die Jahreswende 1970/71 stand die DPSG vor der Auflösung. Jedenfalls sprach die Leiterrunde dieses so aus. Sie wählte mich am 4.1.1971 (Tagebucheintrag) zum Stammesvorsitzenden. Nach etwa zwei Jahren wurde Adalbert Sedlmeier zum Vorsitzenden gewählt, ich war aber als "freier Mitarbeiter" noch sehr engagiert, bis zwei Leiter mein "Disengagement" betrieben. Aus der Rückschau räume ich ein, dass ich wegen geringer Geschicklichkeit bei Konflikten auch manchen Schaden angerichtet habe.

In der Gründungsphase leitete ich alle Gruppen, solange sich keine "Truppleiter" aus dem Stamm fanden. Der Stamm wurde eher in einer Art "sozialer Lehensherrschaft" geführt denn "demokratisch". In "meiner Zeit" hatte ich die zentrale Funktion in initiatorischer, kommunikativer, "programmatischer" und organisatorischer Hinsicht inne. Ebenso zweifelsfrei dürfte sein, dass sich Jungen- oder Jugendlichengruppen ohne Absprachen, Teamgeist und das Eingehen auf die Mitglieder nicht zusammenhalten lassen. Nach 1971 kam in der Leiterrunde alles formal zur Abstimmung.


Die Namenswahl "Guy de Larigaudie"

Der Stammesnamen Guy de Larigaudie wurde zu Beginn von mir vorgeschlagen; ihm wurde zugestimmt und von Beginn an verwendet. Auf diesen Namen stieß ich in der Zeitschrift "Große Fahrt" der DPSG. Damals war mir nicht viel mehr bekannt als dass Guy de Larigaudie ein französischer Rover war, der weit-umspannende Fahrten unternommen hatte. Der Name wurde ohne besonderes Bedenken gewählt, und vermutlich, weil er Fremdartigkeit, Abenteuer und pfadfinderische Weite ausstrahlte.

(Ich habe immer noch das Büchlein dieses französischen pfadfinders "Stern auf hoher See", das von jugendhafter und tiefer Religiosität - heute sagte man Spiritualität - durchdrungen ist.)

Auch der Zeitpunkt 1965/ 66 ist absolut sicher, weil von dem KJG- Leiter Hugo Wilhelm, welcher Französisch lernte, meine angeblich unpräzise Aussprache korrigiert wurde. Als Ausdruck der "Corporate Identity" des Stammes ließen wir vom Erlös der ersten Altpapiersammlung sogleich einen DPSG-Briefbogen mit Lilie und Stammesnamen in einem damals hypermodern erscheinenden Design drucken.

Entweder wurde in der "Wilbur-Klotzek-Zeit" (1967- 1969), wahrscheinlicher in der "Anton Wunderlich-Zeit" (nach 1974) der Namen in Stamm Albert Schweitzer geändert.

Die Benennung eines Pfadfinderstammes in der Gemeinde Kissing nach Guy de Larigaudie erscheint adäquater als nach dem Friedensnobelpreisträger Dr. phil. Dr. theol. Dr. med. Albert Schweitzer, einem Intellektuellen, Religionsphilosophen, evang. Theologen, Musiker und Missionsarzt aus dem Elsaß, der seinen Weltruhm vor allem durch "Lambarene", dem "Urwaldkrankenhaus" in Gabun begründete, im Jahre 1965 mit neunzig Jahren starb. Sehr hoch im Kurs stand damals der Stammesname "Antoine de Saint Exupery" und wäre die wahrscheinliche Alternative gewesen. Aber eine Analyse der Identifikations- und Symbolkraft des Stammensnamens wurde auch zu Guy de Larygaudi nicht angestellt.


Gruppenräume

Richtig ist, dass anfangs nur der besagte kleine Raum zur Verfügung stand und er wurde mit der KJG geteilt. Der große Raum, Tischtennisraum genannt, war immer verfügbar, aber außer einer TI-Platte wenig eingerichtet. Die Abhaltung von "Parties" der Pfadfinder-Rovergruppe im TT-Raum war sehr beliebt, wegen ihrer Häufigkeit wurde man der Parties bald überdrüssig. Der hintere Raum neben dem kleinen Gruppenraum diente als Abstell- und Gerümpelraum, wurde schließlich geräumt und bestimmt schon 1966 von uns eingerichtet und wurde zu dem "Pfadfinderraum" schlechthin. Ich glaube, dass die DPSG schießlich alle Kellerräume benutzt hat.

Dadurch, dass mehrere Gruppen ihre wöchentlichen Stunden hatten, und die Eingangstüre geöffnet war, führte dies dazu, dass der TT-Raum zugänglich war, viel Tischtennis gespielt wurde und das Heim zu einem "offenen" Treff der Pfadfinder wurde.


Mitgliederzahlen

Selbstredend bedarf eine Jugendgruppe einer Mindestanzahl an Mitgliedern. Aber natürlich will man als Jugendlicher der "Chef" einer großen Gruppe sein. Ich jedenfalls setzte meinen Ehrgeiz darein, den Stamm "groß" zu machen, bestimmt auch zur Befriedigung des eigenen Egos. Ich bin mir sicher, dass in "meiner" ersten Phase der Stamm zwischen dreißig und über vierzig Mitglieder hatte. Ich erinnere mich einer Höchstzahl an Mitgliedern von 67, vermutlich in der zweiten Phase, wobei eingeräumt sei, dass nicht alle Mitglieder mit gleicher Intensität am Gruppenleben teilnahmen. Wir haben übrigens immer ehrlich für alle die Beiträge an die Bundesleitung abgeführt. In der Zeit, die ich überblicke, bewegte sich die Mitgliederzahl außer in den ersten Monaten nie nur zwischen zehn und zwanzig Mitgliedern.

In Kissing bestand im übrigen bereits eine starke und zusammen mit ihren Mädchengruppen der DPSG numerische überlegene Katholische Junge Gemeinde mit solider "Infrastruktur". Daraus ergab sich eine natürliche Rivalität. Noch zu meiner Zeit hat die DPSG die KJG-Jungengruppen an Mitgliedern überrundet. Kissing hatte damals knapp 6000 Einwohner und die Koedukation wurde erst später in der DPSG eingeführt.

Die Aktivitäten waren bescheiden und sind tatsächlich nicht mit jenen heute zu vergleichen, wie sich die Gesamtumstände überhaupt stark geändert haben.

Aber etwas breiter und "scoutischer" als dargestellt war das Aktivitätenspektrum schon. Leider fand sich kein musikalisches Talent im Stamm. Ich erinnere mich an beinahe regelmäßige Wanderungen ab sieben Uhr am Lech entlang bis Unterbergen und zurück über Mittelstetten, Ried nach Kissing bis acht Uhr abends, besonders mit Jungpdfindern.


Finanzierung

Die DPSG machte die ersten Papiersammlungen in Kissing. Weil später das BRK mit seinen weit überlegenen technischen und organisatorischen Möglichkeiten diese durchführte, sammelten wir dreimal Flaschen, zweimal Anfang Januar, weil ein hohes Aufkommen nach Sylvester zu Recht erwartet wurde. Wir holten auch Christbäume nach Weihnachten ab und Rover waren als Nikolaus unterwegs. An den Sammelaktionen nahmen die meisten Mitglieder mit viel Eifer teil.

Außer der unabdingbaren, von uns als Selbstverständlichkeit angenommenen, Voraussetzung der Raumgestellung durch die Pfarrgemeinde erhielt der Stamm keine wesentliche Unterstützung. Lobend sei eines Herrn Heigel gedacht, der bei der Verschönerung des Pfadfinderraumes half. Einmal stellte die DPSG einen Antrag an die Gemeinde und erhielt die beantragte Förderung in Höhe von DM 800.-, weil wir auf eine ansehnliche Mitgliederzahl mit geringer Fluktuation und eine überzeugendes Aktionsspektrum verweisen konnten. Eine Gruppe mit zwanzig Mitgliedern hätte damals keine Förderung von DM 800.- erhalten. Ab 1973/74 erinnere ich mich an die Förderung einer Fahrt durch den Kreisjugendring.

Wir waren nicht großartig, keiner hat an einem Jamboree teilgenommen oder war auch nur in Westernohe, vielleicht waren wir "Pfadfinder trotz allem".

Dennoch: Die Existenz des Stammes Guy der Larigaudie gründete auf der Identifikation der Jugendlichen mit der pfadfinderischen Idee, den sozialen Beziehungen der Gruppenmitglieder, der Anziehungskraft der Aktivitäten und dem Engagement der Leiter - und zwar in dieser Abfolge, auch wenn die praktische Umsetzung eher gegenläufig erfolgt.

Ohne feste und ausgreifende Verwurzelung in den ersten Jahren ist sein Bestand über diese lange Zeit nicht denkbar.


Vielleicht ändert man die Darstellung der Geschichte des Stammes im Internet etwas mehr in Richtung des wirklichen Verlaufs. Dass ich namentlich benannt werden möchte, wird doch hoffentlich niemand annehmen.

Dass der Stamm Guy de Larigaudie Kissing heute so lebendig ist, freut mich und es macht mich ein wenig stolz, den Grundstein dazu gelegt zu haben.


Mit freundlichem Gruß

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Der Brief wurde wörtlich aus dem Original übernommen.